SPD-Kreistagsfraktion: „Thema zu wichtig, um in eine durch Lokalkolorit geprägte Auseinandersetzung einzusteigen“
Vor dem Hintergrund der von der CDU losgetretenen Standortdiskussion um ein mögliches weiteres Gymnasium für den Westkreis, spricht sich die SPD im Main-Kinzig-Kreis klar dafür aus, den wichtigen Diskussionsprozess um steigende Schülerzahlen und zusätzliche Bedarfe im gymnasialen Bereich zu versachlichen, klar zu ordnen und zu strukturieren, damit dieses wichtige Thema nicht für Unruhe in den Schulgemeinden selbst sorge, aber vor allem nicht in politischen Diskussionen zerredet werde. „Das ist für uns klar ein zentrales Thema für den Schulentwicklungsplan und wir warnen ausdrücklich vor einem Überbietungs- und Standortwettbewerb im Rahmen des Kommunalwahlkampfes“, so die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Kreistagsfraktion Uta Böckel. Für die SPD sei das Thema zu wichtig, um wenige Wochen vor der Kommunalwahl in eine durch Lokalkolorit geprägte Auseinandersetzung einzusteigen. Genau deshalb kündigen die Sozialdemokraten auch an, im Hinblick auf den zur Beratung in den Bildungsausschuss verwiesenen Schulentwicklungsplan, einen Änderungsantrag einzubringen, um hier den notwendigen Diskussions- und Entscheidungsprozess in „geordnete Bahnen“ zu lenken. „Priorität hat für uns – wie bislang erfolgreich praktiziert – eine Kooperation zwischen dem Schulträger Main-Kinzig-Kreis und dem Schulträger Hanau, denn das ist pädagogisch, wirtschaftlich und politisch sinnvoll. Sollte dies perspektivisch nicht möglich oder gewollt sein, ist ein weiteres Gymnasium oder die Aufwertung bestehender Schulstandorte im westlichen Teil des Landkreises zu priorisieren und eine sachgerechte Diskussion darüber, auch unter dem Aspekt der Wechselwirkungen mit anderen Schulen zu führen. Und dann muss eine klare Entscheidung stehen“, so Uta Böckel weiter.
Sehr verwundert sind die Sozialdemokraten allerdings darüber, dass die Vorschläge der CDU in Bruchköbel und in Schöneck, die sich für ein Gymnasium in ihren jeweiligen Heimatgemeinden ausgesprochen hatten, offenbar in keiner Weise mit dem Kreisbeigeordneten und verantwortlichen Schuldezernenten Winfried Ottmann (CDU) abgestimmt waren. Das werde alleine daran deutlich, dass in der Vorlage des Schulentwicklungsplans, die der Schuldezernent erst ganz aktuell in den Kreistag eingebracht hat, kein Wort von einem Neubau eines Gymnasiums für den Westkreis stehe. Vielmehr werde im Schulentwicklungsplan darauf verwiesen, in Gespräche mit der Stadt Hanau bezüglich der notwendigen Schulkapazitäten im gymnasialen Bereich einzusteigen.
„Genau dieses zentrale Thema gehört für uns in die Diskussion und Beratungen des Schulentwicklungsplans, um zumindest unterschiedliche Perspektiven und Alternativen für steigende Schülerzahlen und zusätzliche Bedarfe im gymnasialen Bereich aufzuzeigen. Vor allem aber ist auch klar, dass für den Fall, dass ein weiteres Gymnasium für den Westkreis entweder gebaut oder ein bestehender Schulstandort deutlich erweitert werden soll, neben den Standorten Bruchköbel und Schöneck, auch weitere sehr geeignete Schulstandortes infrage kommen“, so Uta Böckel weiter. Die Sozialdemokraten erinnern hier beispielsweise an Maintal, Nidderau, Erlensee, Langenselbold oder Rodenbach. „Weiterhin müssen wir auch schauen, dass wir bestehende Schulstandorte, insbesondere auch die Integrierten Gesamtschulen, nicht schwächen. Hier müssen die Wechselwirkungen zwischen einem weiteren Gymnasium und bestehenden Schulen berücksichtig werden. All das muss in sachlicher und konstruktiver Atmosphäre mit Blick auf die Gesamtschullandschaft erfolgen, und darf nicht von einzelnen lokalen Interessenslagen gesteuert sein“, so Uta Böckel weiter.
Dieses „Schulstandortübergreifende Denken“ ist für die Sozialdemokraten auch der Grund dafür, dass für sie eine gemeinsame Lösung zwischen dem Schulträger Main-Kinzig-Kreis und dem Schulträger Hanau – wie bisher erfolgreich praktiziert – die beste Lösung für alle Seiten sei. „Die Hanauer Gymnasien haben alleine aus der Tradition heraus eine gewisse Strahlkraft auf Schülerinnen und Schüler und Eltern im Umland der Brüder-Grimm-Stadt. Andererseits sind die Schülerinnen und Schüler aber auch eine Bereicherung für die Gymnasien in Hanau selbst. Eine Kooperation ist aus unserer Sicht pädagogisch, aber auch wirtschaftlich und politisch sinnvoll. Eine Fortführung der Kooperation über das Schuljahr 2023/2024 hinaus, ist deshalb unser Ziel“, so Uta Böckel weiter. „Sollte das nicht möglich sein, werden die Karten „völlig neu gemischt“ und neben dem möglichen Neubau eines weiteren Gymnasiums, ist die deutliche Erweiterung und Stärkung bereits bestehender Schulstandorte im westlichen Teil des Landkreises eine zentrale Option“, so die klare Vorstellung der Sozialdemokraten im Main-Kinzig-Kreis.
Genau die Erkenntnis, dass eine Kooperation auf dem wichtigen Handlungsfeld Schule und Bildung für beide Schulträger sinnvoll sei, sei auch der Grund dafür, warum es seit 2007 eine entsprechende Kooperationsvereinbarung zwischen dem Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau gebe. „Damals ist ein öffentlich-rechtlicher Vertrag über die weitere Entwicklung des Schulwesens in der Stadt Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis geschlossen worden, der dazu dient, eine Regelung zu treffen für die Aufnahme weiterer Gymnasialschülerinnen und -schüler aus dem Landkreis (insbesondere aus Bruchköbel, Hammersbach, Nidderau, Niederdorfelden, Maintal und Schöneck) in die Gymnasien der Stadt Hanau“, erinnert Uta Böckel weiter. Gerade einmal vor wenigen Monaten habe der Kreistag die Verlängerung dieser Vereinbarung beschlossen.
Jetzt gelte es vor dem Hintergrund steigender Schülerzahlen und weiterer Bedarfe im gymnasialen Bereich im Rahmen der Beratungen des Schulentwicklungsplans unterschiedliche Alternativen aufzuzeigen und zu bewerten. „Hier ist Sachlichkeit eine grundlegende Voraussetzung, um das beste Ergebnis für die Schullandschaft im Main-Kinzig-Kreis insgesamt zu erzielen. Und diesen Prozess muss man erstens mit den Beteiligten führen und zweitens darf dieser nicht vom Wunsch geprägt sein, unbedingt ein Gymnasium an einem bestimmten Standort zu errichten“, so Uta Böckel abschließend.